24 Stunden Einrad-Rennen

Donnerstag
31. Juli 2025

24 Stunden Einrad-Rennen

24 Stunden auf einem Rad – Ausdauer, Teamgeist und Gänsehautmomente in Altötting

Vom TSV Gars organisiert, vom TV Altötting getragen:
18. / 19. Juli 2025, Ludwig-Kellerer-Stadion Altötting, 18 Uhr bis 18 Uhr

Mitten im Sommer, mitten im Leben – und mitten im Ludwig-Kellerer-Stadion in Altötting: 24 Stunden lang drehte sich alles – und wirklich alles – ums Einrad. Vom frühen Abend des 18. Juli bis zum nächsten Tag um 18 Uhr stellten sich mutige Sportlerinnen und Sportler einer der härtesten Herausforderungen, die es im Einradsport gibt: dem 24-Stunden-Rennen.

Geplant und organisiert wurde dieses Event vom Einrad-Team des TSV Gars, ermöglicht und getragen durch eine Unterstützung, die ihresgleichen sucht: vom TV Altötting. Der stellte nicht nur Stadion und Infrastruktur zur Verfügung, sondern übertraf in seiner Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft all unsere Erwartungen. Ein riesengroßes Dankeschön geht insbesondere an Wolfgang Pech und Franz Maier – für Vertrauen, Unterstützung und ein Willkommen, das uns tief berührt hat. Zwei Übernachtungsräume, beste sanitäre Anlagen, flexible Nutzungsmöglichkeiten, mitgedachte Details und eine Kommunikation auf Augenhöhe – besser hätte es nicht sein können.

Start mit Countdown
Schon der Beginn war besonders: Um Punkt 18 Uhr gab Wolfgang Sellner (Mitglied des Altöttinger Stadtrats) mit einem Countdown den Startschuss. Und dann war alles in Bewegung. Von U9 bis Ü60, von 20 Zoll bis 36 Zoll mit Schaltung – alle Generationen und jede Art von Radgröße rollten über den roten Tartan des Stadions. Mal kraftvoll, mal rhythmisch ruhig, aber immer weiter. Selbst in den schwierigen Nachtstunden zwischen 2 und 4 Uhr waren nie weniger als sieben Fahrer auf der Bahn.
Das von Timo Hirschmann entwickelte Zählsystem funktionierte präzise: Mitten auf der 100-Meter-Strecke hatten wir drei Durchfahrgassen installiert, durch die jede Runde exakt getrackt wurde. Die Zählerinnen und Zähler tippten in beeindruckender Konzentration Stunde um Stunde jede einzelne Runde in den Laptop ein.

Geplant waren Weltrekordversuche – leider abgelehnt
Ursprünglich wollten Lena Freimuth und Timo Hirschmann (TSV Gars) versuchen, neue Weltrekorde aufzustellen. Doch der internationale Verband IUF machte wenige Wochen vor dem Rennen einen Strich durch die Rechnung. Grund: Es könnte durch das sogenannte drafting – also Windschattenfahren – zu Vorteilen kommen.
Unsere Meinung: In einem Rundbahnrennen mit Dutzenden Fahrern gleichzeitig auf der Bahn sind andere Faktoren weitaus beeinflussender und auch beeinträchtigender, als ein möglicher Windschatten einen Gewinn darstellen könnte. Sehr schade!


 

Catering, Nachtschichten - Einradfahren zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang
Auch neben der Bahn war viel geboten. Das Garser Catering-Team sorgte für Verpflegung mit Herz, die Grillstation lief bis spät in die Nacht.
Das Fahren in den Sonnenuntergang hinein hatte etwas Magisches. Ebenso der Moment, als die Flutlichter angingen und diese nur allein die Rundbahn noch beleuchteten.
Während einige sich in die Schlafräume zurückzogen, kämpften andere weiter gegen Müdigkeit und Muskelkrämpfe – mit bewundernswerter Entschlossenheit.

So mancher machte kurze Powernaps, andere – allen voran Lena und Timo – fuhren durch. Runde um Runde. Stunde um Stunde.

In faszinierender Regelmäßigkeit zogen sie ums Oval, die ganze Nacht über. Das taten sie noch immer, als die Sonne bereits wieder über den Bäumen am Rande des Stadions erschien. Und das machten sie für weitere 12 Stunden mit beeindruckender Kondition, klar fokussiert.

Mit den ersten Sonnenstrahlen am Morgen gab es die nächsten Zwischenergebnisse, kurz danach das liebevoll zubereitete Frühstück, und eine weitere Auswertung erfolgte um 10 Uhr.

Die letzten Stunden – der Tunnelblick setzte ein
14 Uhr - ein letztes Mal der Zwischenstand und Hot-Dogs am Catering-Pavillon.
Ab der Mittagszeit wurde es zäh. Die Kräfte ließen nach, die Konzentration verlangte alles ab. Es ging nur noch um den nächsten Tritt, den nächsten Meter, die nächste Runde. Bloß nicht stürzen. Weiter, einfach immer nur weiter. Neue Strategien zur Motivation für die letzten Stunden mussten her: „Es sollen die 500 Runden sein“, „Ich möchte die 150 Kilometer schaffen“, „Unser Dreier-Team versucht, über die 500 Kilometer-Marke zu kommen“ hörte man von den Fahrern. Das sorgte für eine zweite (oder dritte?) Luft und mobilisierte bereits nicht mehr für möglich gehaltene Kraftreserven.

Und dann kam sie: die letzte halbe Stunde.
Dann der Countdown der letzten zehn Minuten. Und schließlich die letzten 30 Sekunden, lautstark runtergezählt von allen im Stadion:
„30 – 29 – 28 – ...“
Und dann: „UND SCHLUSS!“
Endlich!

Was folgte, war eine Mischung aus Glück, Tränen, Umarmungen, Stolz und absoluter Erschöpfung.

Alle, wirklich alle haben bis zur kompletten Erschöpfung gekämpft. Dazu können wir euch nur gratulieren!
Und wenn jetzt zwei Leistungen herausgegriffen werden, so heißt das nicht, dass die Leistungen der anderen weniger wert waren. Aber diese zwei hoben sich noch einmal ab, weil beide die bisher gelisteten Unlimited-Weltrekorde überboten.
Der bei den Frauen offiziell anerkannte Weltrekord liegt bei 312 km und wird von der Schweizerin Mirjam Lips gehalten.
Lena Freimuth (TSV Gars/SV Gleißenberg-Lixenried) fuhr in Altötting beachtliche 895 Runden = 358 km. Allerdings muss man erwähnen, dass es vor wenigen Wochen einen Rekordversuch der Niederländerin Lisanne Boer gab, und diese schaffte 412 km. Ob deren Leistung offizielle Anerkennung finden wird, bleibt zu beobachten, denn auch sie war – Thema „Drafting“- nicht allein unterwegs.
Timo Hirschmann (TSV Gars) fuhr unfassbare 1.155 Runden. Das entspricht 462 km. Der bisherige Weltrekord liegt bei 455,235 km, gehalten vom Neuseeländer Ken Looi.
Addierend muss erwähnt werden: Sowohl Lena als auch Timo sind in der Realität weit mehr als die 358 km und die 462 km gefahren. Fast durchgängig nutzen sie die äußere, auf Bahn 6 gelegene Durchfahrgasse für die Rundenregistrierung, um mit ihrem hohen Tempo jüngere Starter und jene der Standardklasse nicht zu gefährden, und um sich auch selbst nicht in Gefahr zu bringen. Die von beiden selbst getrackte Strecke differierte bei Lena um 15 km zum offiziellen Ergebnis, so dass sie ca. 373 km unterwegs war. Und bei Timo muss man 20 km dazurechnen, so dass er ungefähr auf 482 km kam.
Gemeinsam mit Henriette Höhne (TSV Gars) gewannen sie die Teamwertung in erstaunlichen 975,2 km.

Alle Fahrerinnen und Fahrer zusammen haben unglaubliche 8.018,4 Kilometer geschafft. Das entspricht ungefähr der Luftlinie von Altötting bis nach Ansan in Südkorea – dem Austragungsort der Einrad-Weltmeisterschaften 2018. Eine sportliche Glanzleistung, auf die alle stolz sein dürfen!

Fazit:
Dieses 24-Stunden-Rennen war etwas ganz Besonderes und für uns ein Fest des Einradsports!
Die wunderbare Atmosphäre, die Freundlichkeit der Teilnehmer, die bereits erwähnte Gastfreundschaft des TV Altötting und nicht zuletzt das Wetterglück machen es zu einem Event, an das wir immer mit Freude zurückdenken werden.

 

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